Einen Hauswirtschaftsraum planen: Ideen der Küchenbranche für 2022

Mehr als ein Trend: der Hauswirtschaftsraum ist gekommen, um zu bleiben. Die Ideen der Hersteller für 2022 reichen vom detailreichen Anbau an der Küche bis zur durchorganisierten Schrankzeile, sodass sich auch in kleinen Wohnungen ein Plätzchen für Vorräte, Putzutensilien & Co. findet. Doch was muss man beachten, wenn man einen Hauswirtschaftsraum planen (lassen) möchte? Unser Überblick zu Herstellerneuheiten und Stauraumideen:

Nur ein Genie beherrscht das Chaos? Der findige Spruch, der das alltägliche Durcheinander in unseren Wohnungen zu rechtfertigen versucht, stimmt nur zum Teil. Denn natürlich verblüfft es uns selbst, wenn wir inmitten von Gewürzen und Kochutensilien in der Küche eben genau den Quirl finden, den wir gerade benötigen. Das ist jedoch nicht allzuoft der Fall. Viel schöner wäre es daher, wenn alles seine angestammte Ordnung hätte und sofort griffbereit wäre. Genau genommen müsste der Satz also heißen: Jeder Mensch mit genügend Stauraum beherrscht das Chaos. Womit wir beim beliebten Hauswirtschaftsraum angelangt wären.

Genügend Vorräte, aber zu wenig Platz? Wer einen Vorratsraum oder Hauswirtschaftsraum planen möchte, erhält in diesem Artikel die besten Tipps dazu. (Foto: Blum)

Der Hauswirtschaftsraum erlebt eine Renaissance – selbst in der Optik

Hauswirtschaft, das klingt zunächst retro. Es klingt nach veralteten Rollenmodellen und anstrengenden Schulstunden, in denen man unter Beweis stellen muss, dass das Häkeln von Topflappen keine Kunst, wohl aber auch keine Schönheit ist.

Im Hauswirtschaftsraum sammelt sich denn auch alles an, was eigentlich keinen Spaß macht: Wäsche, die gewaschen werden muss, Kisten mit Altglas, die geleert werden sollten, oder Reinigungsutensilien, die darauf warten, dass man endlich mal wieder zum Staubsauger oder Staublappen greift.

Wie fast alles, das retro ist, erlebt aber auch der Hauswirtschaftsraum eine kleine Renaissance – weniger aus modischem, denn aus ungeheuer praktischem Aspekt. Es ist dem mittlerweile vorhandenen Bewusstsein für modische, gut designte Küchen zu verdanken, dass auch der Hauswirtschafts- oder Vorratsraum immer schicker wird.

Eine Erleuchtung – nicht nur für Ästheten: mit dem begehbaren „Raum in Raum“-Prinzip holte LEICHT den Hauswirtschaftsraum aus der Versenkung zurück. (Foto: LEICHT)

Küchenhersteller, die einen Hauswirtschaftsraum anbieten

Gründe gibt es viele, einen Hauswirtschaftsraum zu planen. Die entsprechende Auswahl mittlerweile auch: unter den Küchenherstellern mischen nobilia, Häcker, LEICHT, Schüller und Rotpunkt ebenso mit wie die Luxusmarken Poggenpohl, eggersmann und SieMatic. Letztere jedoch unter dem Begriff „wet kitchen“ – mehr dazu später.

Doch was gehört wirklich dazu, wenn man einen Hauswirtschaftsraum im Küchenstudio planen lässt? Wie viel Platz benötigt man, welche Vorrichtungen sind besonders clever und wie kann man einen Raum schaffen, wo vorher keiner war? Wir verraten Ihnen im Überblick, worauf es ankommt.

Ideen, um einen Hauswirtschaftsraum zu planen, gibt es derzeit wirklich genug: die Industrie bietet vielfältige Ideen für Vorratskammer und HWR. (Foto: nobilia)

Einen Hauswirtschaftsraum planen: Raum vs. Schrank

Grundsätzlich lässt sich erst einmal unterscheiden zwischen einem Hauswirtschaftsraum, der derzeit von nahezu allen Küchenherstellern flächendeckend beworben wird – und einem Hauswirtschaftsschrank, der vor allem in kleineren Wohnungen zum Tragen kommt.

Ein Hauswirtschaftsschrank ersetzt in Mietswohnungen die klassische „Besenkammer“ und zeichnet sich durch eine kluge und intuitive Gestaltung aus. In der Regel gibt es ein hohes, schmales Fach, in dem sich der lange Besenstiel an einem vormontierten Griff einhängen und auch der Staubsauger mit dem oft unhandlichen Schlauch integrieren lässt. Die Höhe des Schranks lässt es oft zu, dass seitlich neben den großen Utensilien auch kleine Platz finden: beispielsweise, in dem Kehrschaufel und (kleiner) Besen dort ebenfalls an einem Haken baumeln dürfen.

Thematische Gruppierungen schaffen

Die thematische Zusammenstellung ist übrigens ein weiteres Geheimnis für das Beherrschen des vermeintlichen Chaos. Wer ein zerbrochenes Glas mit der Kehrschaufel auffegt und nach dessen Beseitigung im Müll gleich noch die Tüte auswechseln möchte, tut sich mit diesem Handgriff leichter, wenn die Mülltüten griffbereit im selben Ordnungsfach lagern.

Das Gleiche gilt für einen Hauswirtschaftsschrank, der für Wäsche dient. Kluge neue Stauraumkonzepte sehen Schränke vor, innerhalb deren Fächer sich Wäsche bereits farbig vorsortieren lässt. Wer hier nicht nur ein Regal für Waschmittel und Weichspüler integriert, sondern auch ein hohes Bord für die Aufbewahrung von Bügelbrett und Bügeleisen, hat alles gesammelt an einem Platz – und damit gedanklich „weggeschlossen“.

Eine thematische Gruppierung erleichtert den Handgriff für jeden Bereich: hier ein Beispiel für den Wäscheschrank. (Foto: Schüller)

Einen Hauswirtschaftsraum planen: Wie viel Platz benötige ich?

Noch besser ist es natürlich, wenn sich alle nützlichen und dabei nicht ganz so schönen Dinge des Lebens (Spüllappen, Waschtrommel, Fensterputzgerät) in einem Raum befinden. Doch um einen Hauswirtschaftsraum zu planen, braucht man vor allem Platz. Zwischen 6 und 16 Quadratmetern sollte man für einen Hauswirtschaftsraum, der zugleich auch als Vorratskammer und Abstellraum dienen soll, einplanen. Wer ein Haus oder eine Wohnung gänzlich neu einrichtet, kann sogar über einen zweigeteilten HWR – so die gängige Abkürzung – nachdenken.

In der Nähe der Küche sollten sich Dinge des täglichen Bedarfs befinden, die auf Vorrat gelagert werden; ebenso Putzutensilien, die möglicherweise mehrmals pro Woche schnell zur Hand sein sollten. Waschmaschine und Trockner hingegen dürfen im Keller verschwinden, insofern dort für ausreichend Be- und Entlüftung gesorgt ist.

Ein cleverer Schachzug für neu gebaute Häuser ist beispielsweise ein Rohr, das vom Bade- oder Schlafzimmer hinunter in den Keller führt und mit Schmutzwäsche beladen werden kann. Diese landet dann vom oberen Stockwerk direkt im Keller (natürlich in einer dafür vorgesehenen Öffnung) und kann dort neben der Maschine bequem sortiert werden.

Wer nur – oder immerhin – einen Raum zur Verfügung hat, in dem sich der Hauswirtschaftsraum planen lässt, muss jeden Quadratzentimeter davon ausnutzen.

Der begehbare Hauswirtschaftsraum dürfte der Traum einer jeden Familie sein. Lästige Arbeiten und gefährliche Putzutensilien sind weggeschlossen auf wenige Quadratmeter. Doch auch dieser Raum will wohldurchdacht sein. (Foto: Schüller)

Einen Hauswirtschaftsraum planen: Was gehört alles hinein?

Putzen/Reinigen

Besen, Kehrbesen und -schaufel, Staubsauger, Saugroboter, Wischeimer, Putzlappen, Microfasertuch, Reinigungsutensilien, Geschirrhandtücher, Schuhputzzeug, Altglas, Pfand, Recycling, Leiter, Werkzeugkasten

Waschen

Waschmaschine, Trockner, Wäscheständer, Wäschetonne, Wäschekorb, Bügelbrett, Waschmittel, Sortiersystem, Nähzubehör

Vorrat

Getränkekisten, trockene Lebensmittel, Konserven, Gewürze, Weinlagerschrank, Tiefkühlschrank, Tierfutter

Sonstiges

Lagerung von Ski-Zubehör, Sportgeräte, Schuhschrank, Wechselkleidung, Haustierbedarf, Spiele, Ordner & Co.

Wie setzen nun Küchenhersteller die Ideen zum Planen eines Hauswirtschaftsraums um? Die Auswahl ist vielfältig: auf der größten deutschsprachigen Küchenmesse im September 2021 konnten Hauswirtschafts- und Vorratsräume in gleich mehrfacher Ausführung bei gängigen Küchenproduzenten gesichtet werden. Hier ein Überblick.

Vorräte, Wäsche, Putzzeug, Wechselkleidung: im HWR kann alles seinen Platz finden – wenn er denn durchdacht geplant wurde. (Foto: Schüller)

Der Hauswirtschaftsraum bei: Häcker

Das Ordnungs- und Sortiersystem des Küchengiganten nennt sich „Move“. Das ist in gleich zweierlei Hinsicht durchdacht: zum einen steht es als Synonym für Schubladen und Auszüge, die sich bequem herausziehen und -drehen lassen und somit alle Haushaltsartikel übersichtlich präsentieren. Das gilt beispielsweise für den versteckten Handtuchhalter, die Ablage der Küchenmaschine oder den Wäschekorb mit 2 x 33 Litern Inhalt.

Zum anderen können Aufbewahrungsboxen, die in der Seitentür eines Schranks an Metallstangen befestigt sind, praktisch verschoben und individuell bestückt werden. Bisweilen können diese Boxen sogar entnommen und woanders verstaut werden, z.B. als Getränkehalter im Auto.

Häcker bietet Schränke zum Verstauen von Wasserkästen, Sockelschubladen für Schuhputzzeug, Vorrichtungen zum Aufhängen von Bügelbrett und sogar einen Baguette-Schrank zur Lagerung der Weißbrotstangen an. „Funktion küsst Emotion“ nennt das Unternehmen das. Wer einen Hauswirtschaftsraum mit Häcker planen möchte, kann seine Oberflächen und Fronten frei aus dem Häcker-Sortiment zusammenstellen.

Smarte Idee für ein gut geordnetes Zuhause. (Fotos: Häcker)

Der Hauswirtschaftsraum bei: LEICHT

Das Premium-Küchenunternehmen LEICHT könnte als so etwas wie der Urheber des Hauswirtschaftsraums angesehen werden. Mit dem KUBUS entwickelte der Produzent aus Baden-Württemberg den ersten architektonischen „Raum im Raum“, der sich frontal als Küche sowie an seiner Stirnseite als Wohnwand präsentiert und im Inneren begehbar ist – beispielsweise auch als Vorratskammer und HWR. Clou der Idee: eine lange, bodentiefe Tür ist in die Zeile so eingearbeitet, dass sie von außen kaum wahrnehmbar ist. Wer hindurchgeht, steht inmitten des Hauswirtschaftsraums.

Seit mehreren Jahren empfiehlt sich LEICHT mit spannenden Ideen, um den Hauswirtschaftsraum möglichst individuell zu gestalten. So sorgt ein ausziehbares Brett unterhalb der Waschmaschine auf Kniehöhe dafür, dass man sich zum Wäsche ein- und ausräumen nicht mehr umständlich bücken muss. Das Regal XTEND+ gilt dank schnell verschließbarer Lamellen als Lösung für Waschmittel und Putzutensilien, die damit optisch weggeschlossen werden können. Und die extrem gut durchdachten Schränke des Programms INTERIOR+ begeistern noch heute auf Messen: sie lassen sich durch kugelgelagerte Gelenke mehrfach nach außen drehen und holen so auch die ganz hinten gelagerten Lebensmittelvorräte bequem nach vorn.

Ebenso praktisch für Vorratskammer und Hauswirtschaftsraum ist das ausziehbare Tablar innerhalb eines Schranks, auf dem Kleingeräte wie die Kaffeemaschine Platz finden. Wer das Gerät nicht auf der Arbeitsplatte lagern und damit Arbeitsfläche einbüßen möchte, löst sein Stauraumproblem auf diese Weise.

LEICHT hat dem Hauswirtschaftsraum tatsächlich eine kleine Renaissance verpasst. (Fotos: LEICHT)

Der Hauswirtschaftsraum bei: nobilia

Es hat ein Stück gedauert, bis Europas größter Küchenhersteller auf den Zug aufgesprungen ist. Dabei erwähnt nobilia auf seiner eigenen Seite, wie wichtig der Hauswirtschaftsraum für Wohnungen sei, „die keinen eigenen Keller oder Abstellraum“ haben. Entsprechend viel Platz wird dieser neuen Räumlichkeit nun geboten.

nobilia bietet ein Ordnungssystem mit Wertstoff-Depot, in dem schmutzfreie Abfälle recycelt werden können. Eigene Wäsche-Boxen sind passgenau auf die ausziehbaren Tablare designt, auf denen sie eingestöpselt werden können. Eine ebenso smarte Idee ist der schmale Wäscheständer, der seitlich am Hauswirtschaftsschrank angebracht ist und ausgeklappt werden kann.

Apropos Wäsche: wer seinen Hauswirtschaftsraum planen lässt, kann künftig auch die Waschmaschine dort ansiedeln. TÜV-geprüfte Metallverstrebungen im Unterbau des Maschinenschranks sorgen dafür, dass das Gerät auch beim Schleudergang sicher auf seinem Platz bleibt.

Fokus im Detail: nobilia bietet durchdachte Ideen, um einen Hauswirtschaftsraum zu planen. (Fotos: nobilia)

Premium-Küchenhersteller: „wet kitchen“ statt Hauswirtschaftsraum

Luxusküchenhersteller wie Poggenpohl, eggersmann und SieMatic präsentieren (noch) keinen Hauswirtschaftsraum, wohl aber sogenannte „wet kitchens“. Gemeint ist eine Zweitküche, die sich oftmals neben der eigentlichen, repräsentativen Küche befindet und durch eine raumhohe Durchgangstür von dieser abgetrennt ist.

In dieser Zweitküche finden alle Arbeiten statt, die besonders laut, schmutzig oder von Gerüchen erfüllt sind, beispielsweise das scharfe Anbraten von Steaks oder die Zubereitung von Fisch. Ebenso lässt sich benutztes Geschirr dort stapeln, wenn sich in der „Hauptküche“ noch die Gäste tummeln.

In arabischen Ländern sind „wet kitchens“ schon länger etabliert. Diese werden bei wohlhabenden Familien vorzugsweise vom Personal genutzt, um die Speisen vorzubereiten und dann in der eigentlichen Küche anzurichten.

Hierzulande kann man sich vorstellen, diese Zweitküchen auch als Hauswirtschaftsraum zu nutzen. Neben einem zusätzlichen Geschirrspüler oder einer Kochzone lassen sich Lebensmittelvorräte in den verborgenen Schränken wunderbar stapeln, ebenso wie Reinigungsutensilien oder Getränkekisten. So ist auch der „Nachschub“ schnell zur Hand, wenn beim Kochen mit Freunden und Gästen mal etwas ausgeht.

Fazit: gute Vorbereitung nötig, um einen Hauswirtschaftsraum zu planen

Ein bisschen unfair ist es ja schon, wenn Sie diesen Artikel nun zu Ende gelesen haben und über nicht genügend Platz für einen weiteren Hauswirtschaftsraum verfügen. Doch springen Sie dann nochmal vor zum Absatz der Hauswirtschaftsschränke: sicherlich findet sich irgendwo Platz (und sei es im Flur!), um solch einen multifunktionalen Schrank in Ihr Zuhause zu integrieren.

Um einen Hauswirtschaftsraum planen zu lassen, benötigt es angesichts aller Angebote der Branche einen effektiven Plan, was alles zukünftig darin untergebracht sein soll. Sie werden dankbar sein, die lästigen Haushalts- und Reinigungsutensilien an einem Platz zu wissen – und den Stauraum in Ihren Küchenschränken künftig für schönes Geschirr nutzen zu können.

KÜCHEN+IDEEN RE-ELL GMBH

Markus Ronacher & Rudolf Grill

Geschäftsleitung