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Die Küchentrends 2022: 11 Neuheiten und eine wichtige Mahnung

Das letzte Quartal des aktuellen Jahres macht mit Blick auf Küchenmöbel und Einbaugeräte Platz für das, was kommt: die Küchentrends 2022. Nicht so vielfältig wie erwartet, nicht so überraschend neu – dafür herstellerübergreifend häufig ähnlich, beispielsweise in der Gestaltung der Küchenrückwand oder in den neuen Trendfarben Grün und Blau. Wir haben uns auf der größten Küchenmesse Deutschlands, der Küchenmeile entlang der Autobahn A30, bei namhaften Herstellern umgesehen und verraten Ihnen, welche 11 Küchentrends Sie für 2022 im Blick behalten sollten.

Die diesjährige Küchenmeile entlang der A30, Deutschlands größte dezentrale Fachmesse der Küchenbranche, versprach im Vorhinein, ein Knaller zu werden. Fast schon frenetisch wurde bejubelt, dass mit Ausnahme des Geräte-Giganten Miele nahezu alle namhaften Hersteller von Küchenmöbeln und Einbaugeräten wieder vertreten waren, nachdem 2020 den meisten kein Stelldichein beschert hatte.

Warum die Küchentrends 2022 bisweilen ein alter Hut sind

Vielleicht hätte man ahnen können, dass die Küchenbranche derzeit nicht alles auf eine Karte setzen will. Dass es noch im Sommer unsicher war, ob die Hausmessen entlang der A30 ihre Pforten öffnen können; ob es sich lohne, ein großartiges neues Konzept auszuarbeiten und dann, wie im Vorjahr, darauf sitzenzubleiben. Dass mit der „EuroCucina“ in Mailand die größte internationale Küchenmesse im April 2022 naht, auf der die eigentlichen Neuheiten eine viel größere Aufmerksamkeit erlangen als in den ostwestfälischen Provinzstädten rund um Löhne und Bielefeld.

Möglicherweise liegt es aber auch an der Sättigung der Branche derzeit, die unter Auftragseingängen ächzt und mit dem Liefern nicht hinterherkommt. Allerorts war zu vernehmen, dass man bewusst auf zahlreiche Neuerungen verzichtet habe, weil „der Händler nicht hinterherkomme, diese im Studio vor Ort auszustellen“, zumal die Kunden auch ohne weitere Anreize in die Studios strömten.

Überhaupt hatte man so mancherorts das Gefühl, die Küchenbranche habe es verlernt, wie wichtig eine Messe für die eigene Reputation ist: Führungen durch die Ausstellung wurden zum Teil hektisch absolviert, Touch-Displays verweigerten jegliche Funktionalität oder Ausstellungsteile fehlten gleich ganz und waren „irgendwie abhandengekommen“.

Voller Vorfreude sind wir zur Küchenmeile A30 gestartet, um die Küchentrends 2022 einzuholen für Sie, liebe Leserinnen und Leser. Das Ergebnis war mitunter ernüchternd – aber lesen Sie selbst. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Die Küchentrends 2022: Nachhaltigkeit nur wenig im Fokus

All diese mutmaßlichen Gründe jedenfalls führen nun dazu, dass es zwar durchaus Küchentrends 2022 zu verkünden gibt. Darunter befinden sich aber allenfalls freundliche Empfehlungen – und kein Sensationsfund.

Einige Aussteller haben ihre Hausaufgaben dann aber doch gemacht: Oberflächenproduzent Lechner beispielsweise überzeugte mit einer großzügigen, zweigeteilten Messefläche, die sowohl mit dem flexiblen Rückwand-Gestaltungssystem THE WALL als auch mit eigenen Mood-Boards von Lechner für Fronten und Arbeitsplatten in Blau- und Grüntönen ausgestattet war. Beides kann für die Küchentrends 2022 reklamiert werden.

Ebenso wird für 2022 deutlich, dass Luxus im Küchenraum die neue Normalität ist. Hier kommen die Kaufkraft der Kunden und das Verlangen nach Nachhaltigkeit zusammen: viele Kunststoffe werden durch Edelstahl und Gusseisen ersetzt, was in puncto Langlebigkeit ein echtes Plus für Käuferinnen und Käufer ist – aber eben auch die Preise deutlich anhebt.

Apropos Nachhaltigkeit: nachdem das Thema in den vergangenen Jahren immer mehr an Aufschwung gewonnen hat, tritt nun so etwas wie Ernüchterung ein. Viele Versprechen der Branche sind noch immer nicht eingelöst oder werden nur halbherzig verfolgt. Wahre Nachhaltigkeit tut eben auch mal weh, sowohl im Design als auch im Aufpreis. Produzenten kleben derweil noch ein Trostpflaster auf ihre Küchenprodukte auf – es sind die bisweilen schnell erhältlichen Gütesiegel, die beschwichtigen sollen. Mehr dazu im vorletzten Absatz.

Gar nicht mal so schlecht zusammengefasst: Rotpunkts „inspiration wall“, die mit grünen und blauen Tönen, Holz und starken Schraffuren sowie einem dezenten Lichteinsatz ganz gut die Küchentrends 2022 „vorhersagt“. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 1: Flexible Hängesysteme für die Küchenrückwand

Ein Trend darf vermutlich dann als Trend bezeichnet werden, wenn er im Vorjahr bereits von einigen wenigen Menschen und Marken umgesetzt wurde und im darauffolgenden Jahr plötzlich überall auftaucht. So auch geschehen, was die Gestaltung der Küchenrückwand betrifft: die puristische Glasrückwand mit Spritzschutz für Fett und Wasser war gestern. Ab sofort wird die Küchenrückwand als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit genutzt – und als funktionaler Stauraum mit schneller Zugrifffunktion.

Natürlich ist die Ausnutzung des schmalen Wandspalts zwischen Arbeitsfläche und Oberschrank keine gänzlich neue Idee. Bereits in der Vergangenheit beliebt waren Relingsysteme aus Edelstahl zum Einhängen von Kochutensilien und Topflappen; ebenso häufig konnte man offene Regalborde als Ersatz für den Oberschrank begutachten.

Nun ist alles viel flexibler, individueller und, nun ja, geradezu elektrisierend geworden. Urheber dessen ist THE WALL, das flexible Stecksystem für die Küchenrückwand, dessen Schienen auf Wunsch nahezu unsichtbar hinter einem Dekor verborgen werden können. Sie führen Strom, der abgesichert über Trafos hinter der Küchenrückwand entlangläuft und damit verschiedene Einsteckmodule speist: LED-Leuchten, mobile Ladestationen, Schallwandler für ein gutes Sound-Erlebnis. Möglich sind aber auch nicht-elektrische Module zum Einhängen von Weingläsern, Gewürzmühlen, Messerblock und Deko-Objekten. Das System kann in Deutschland und Österreich über Lechner eingekauft und mit Modulen aus dem Online-Shop von THE WALL erweitert werden. Jährlich sollen etwa 300 neue Objekte hinzukommen.

Mit elektrischen Schienen hinterlegt: THE WALL von Lechner. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Bei vielen Küchenherstellern war bereits die Einbindung von optisch ähnlichen Aluminiumschienen für die Rückwand erkennbar, allerdings bislang ohne Stromanschluss. Federführend ist hier Produzent Rotpunkt, der das System bereits vergangenes Jahr auf der Küchenmeile vorstellte. Bei Schüller, Häcker, rational und LEICHT konnten ähnliche Ideen für die Küchenrückwand gesichtet werden. Der möglicherweise eindeutigste Trend für 2022!

Rotpunkt stellte bereits im vergangenen Jahr das elegante, schwarze Schienenprofil für die Küchenrückwand vor. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 2: Trendfarben Grün und Blau

Black is back“ gilt schon lange nicht mehr; vielmehr war Schwarz als Farbton für Küchenfronten, Einbaugeräte und offene Regale im Industrial Style in den vergangenen Jahren von keiner Messeneuheit wegzudenken. Das gilt selbstverständlich noch immer, und fast möchte man schmunzeln angesichts so mancher Neuvorstellung, die nun endlich auch in schwarzer Ausführung angeboten wird, „weil das so nachgefragt ist“. So beispielsweise die Black Collection von Franke, mit der die Fragranit-Spülen „Maris“ und „Urban“ ab sofort auch in tiefem Mattschwarz erhältlich sind – vom Becken bis hin zu Ventil, Drehknopf und Überlauf.

Natürlich ist der Trend schwarzer Oberflächen, ob für Fronten oder Geräte, noch vorhanden. Franke präsentiert alles in Schwarzmatt. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Die wahren Champions der Küchentrends 2022 sind allerdings die Farben Grün und Blau. Fast wirkt es, als hätte sich die Küchenbranche abgesprochen, so oft sieht man ganze Küchenräume und Mood-Boards, die in diesen Tönen gehalten sind. Beide Farben sind gedämpft und ruhig gehalten; das Grün mutet von filigranem Salbei bis zum erdigen Waldgrün an. Das Blau wiederum ist ein ausgewogenes Mittelblau, auf das man sich für eine Küchenfront gut verständigen kann. Im vergangenen Jahr hatten Häcker und LEICHT mit intensiven Dunkelblau-Tönen bereits die Bereitschaft beim Kunden vorgefühlt.

Grün und Blau: diese Farbtrends zeigt Lechner sehr bestimmt in den Küchentrends 2022 – und ist damit nicht allein. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Wer setzt dieses Jahr auf Blau und Grün? Hierbei zu nennen ist Lechner mit ausgezeichneten Oberflächenfarben, aber auch Rotpunkt (mit Fenix „Verde Comodoro“ und „Blu Fes“), Häcker (mit „Eukalyptus“ und „Ocean“) und Schüller (mit „Waldgrün samtmatt“). Auch Europas größter Küchenhersteller nobilia überzeugt mit „Mineralgrün Ultramatt“ und „Fjordblau Ultramatt“.

Alle Farbvorschläge werden mit stilvoll anmutendem Kunststein (z.B. Dekton Laurent, SapienStone Calacatta) und Holz – erneut bevorzugt in dunklerer Nuance, z.B. Nuss oder geräucherte Eiche – vorgestellt.

Küchentrends 2022, Nr. 3: Edelstahl statt Kunststoff

Gewiss hat pflegeleichter und schnell zu produzierender Kunststoff in der Küche für Fronten und Arbeitsplatten seine Berechtigung. Nachhaltig ist das aber nicht. Und so ist dieser Tage auf der Küchenmeile A30 eine Rückkehr zum puren, schweren Edelstahl zu beobachten, was als einer der Küchentrends 2022 gelten darf.

Der Spülen-, Armaturen- und Oberflächenhersteller Franke aus der Schweiz „glänzte“ denn auch mit einer gänzlich neuen Edelstahloberfläche für 2022 in poliertem Kreuzschliff. Die warmgewalzte Platte wird in 4, 6 und 8 Millimetern Stärke erhältlich sein.

Elegant und besonders: die Kreuzschliff-Patina der neuen Edelstahloberfläche von Franke wist ein fabelhafter Hingucker. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Ebenfalls auf wertigen Edelstahl setzen zahlreiche Gerätehersteller: so kleiden Gaggenau, V-ZUG und Bosch ihre großzügigen XXL- und French Door-Modelle mit einem Innenraum aus Edelstahl sowie Edelstahlboxen für die Seitentüren aus. Das sieht nicht nur elegant aus, sondern speichert die zirkulierende Kälte im Kühlgerät auch effizienter und gibt sie gleichmäßig an die Umluft ab.

Sowohl Gaggenau als auch V-ZUG setzen auf ein elegantes Edelstahl-Inlay für ihre Premium-Kühlgeräte. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Das gilt natürlich ebenso für eine optimale Wärmeverteilung, weshalb Gaggenau (seit langem) und BORA (seit neuestem) auf Dampfbacköfen mit einem verkleideten Edelstahl-Innenraum bzw. Emaille setzen. Zusätzlich setzt Gaggenau das Material als Rahmengestell für seine wertige Vario-Muldenlüftung in der Serie 400 ein, die sich mit verschiedenen Kochmodulen zu einem nahtlosen Induktionskochfeld zusammensetzen lässt. Die Lüftungsgitter selbst sind aus schwarzem, schwerem Gusseisen und liegen somit sicher verankert in der Mitte des Kochfeldes.

Gaggenau setzt auf Emaille bzw. Edelstahl für den Backofeninnenraum. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Ebenfalls auf schwarzes Gusseisen für das Lüftungsgitter des Kochfeld-Dunstabzugs setzt der belgische Dunstabzugshersteller Novy für seine neue Muldenlüftungs-Lösung „Novy Easy“.

Ein Lüftungsgitter aus schwerem, wertigem Gusseisen: zu finden in der neuen Novy Easy. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 4: Licht in Möbelstück und Gerät integriert

Zugegeben: dass die Lichtplanung mit der Küchen- und Wohnraumplanung verschmilzt, ist kein brandneuer Trend – wohl aber einer, der sich nachhaltig durchgesetzt hat. Durchgängige Lichtleisten im Vitrinenschrank schafft vor allem LEICHT; andere Hersteller wie Schüller und Häcker setzen auf mehrere Leuchtstäbe, die vertikal aneinandergereiht werden.

Durchgängige Leuchtstäbe in der Küchenvitrine bei LEICHT (Foto: Küchen&Design Magazin)

Nahezu überall beleuchtet hingegen ist die Griffmulde, die die komplett grifflose Küche mittlerweile immer häufiger ablöst. Wer auf eine cleane Optik setzt und sich dennoch nicht ständig über aufspringende Türen ärgern will, die beim Anlehnen ausgelöst werden, erreicht das unkomplizierte Komplott aus Design und Technik mit der Griffkehle. Diese wird gern in Metallic-Optik (SieMatic, bulthaup, LEICHT) gewählt oder aber in der Korpusfarbe Weiß oder Graphitgrau. Eine Beleuchtung setzt auch nach getaner Arbeit in der Küche edle Akzente.

LED-Bänder kommen auch in dieser Schüller-Küche zum Einsatz, z.B. innerhalb der Griffmulde oder als Unterbodenbeleuchtung. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Ebenfalls mit Licht arbeiten die Gerätehersteller, und damit ist nicht allein die Beleuchtung im Kühlschrank gemeint. Novy stellt beispielsweise die neue Dunstabzugshaube Phantom Frame für die Küchentrends 2022 vor, deren metallischer Abzugskörper von elegantem Schwarzglas umhüllt ist und in allen vier Ecken kleine LED-Spots beherbergt, die die Haube anstrahlen. Das sorgt für eine atmosphärische Beleuchtung am Kochfeld.

Die neue „Phantom Frame“ von Novy wird mit atmosphärischem Licht ausgeleuchtet. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Leuchtböden in Oberschränken werden schon lange genutzt und sind beispielsweise bei Häcker und Schüller zu finden; Licht im Auszug der Besteckschublade wiederum bei LEICHT.

Nein, diese Kücheninsel besitzt keine beleuchtete Griffmulde. Das Licht geht erst an, wenn der Auszug geöffnet wird. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 5: Einschubtüren

Ein Pocketschrank ist das eine. Seitlich einschiebbare Türen sind das andere. Meist bedingen die beiden Gestaltungsformate einander, wobei seitliche Einschubtüren beim Küchenschrank dieses Jahr nicht nur im Kleinen gezeigt wurden. Während letztes Jahr vor allem das ausziehbare Tablar mit Küchenmaschine und Kaffeestandgerät im Nischenschrank verborgen wurde, wird nun gern die gesamte Küche von Einschubtüren verhüllt.  

Was schon Christo in seinen Kunstwerken sah, wenn sie verhüllt waren – nämlich, sie dem Blick des Besuchers zu entziehen und dabei das scheinbar Bekannte neu zu entdecken und zu einer Kunstform zu erheben –, lässt sich nun auch in der eigenen Küche realisieren. Man staunt, welche funktionalen Designzeilen unter einer minimalistisch glatten, zugeknöpften Oberfläche zum Vorschein kommen können. Next125 entwarf für die Einschubtür bereits 2020 eine elegante Falttür. Auch LEICHT, dessen Markenphilosophie für 2022 auf der „Architekturküche“ fußt, bietet aufziehbare und seitlich einschiebbare Türlösungen an, die das Gesicht einer Küche wesentlich ändern können.

(Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 6: Hauswirtschaftsraum und Vorratskammer

Gar nicht neu, dafür ein Dauerbrenner, der Küchenhersteller, -händler und -kunden auch 2022 weiter beschäftigen wird: der Hauswirtschaftsraum, den mittlerweile wirklich jeder Produzent im Sortiment hat. Auch die Manufaktur Rotpunkt aus Bünde zieht in diesem Jahr nach und präsentiert eine – auf den ersten Blick – unscheinbare Durchgangstür mit überlangem Frontmaß, die als Durchgangstür im Küchenraum eingesetzt werden kann und direkt in die Speisekammer führt.

Was unscheinbar aussieht, entpuppt sich als Durchgang zum Hauswirtschaftsraum bei Rotpunkt. Die Abstellfläche vor der Waschmaschine gilt bereits als Klassiker. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Raffinierte Vorratslösungen hat beispielsweise LEICHT parat, die noch vom vorherigen Jahr aus der neuen Möbelreihe „Bossa“ heraus Bestand haben. Drehbare Gitterkörbe sind dank Kugelgelenk mehrfach ausklappbar und bieten daher Zugriff auch auf Zutaten, die im berühmten letzten Eck des Schranks gelagert werden.

Mit verschiedenen Dreh-Elementen gelangt man bei LEICHT schnell an die weiter hinten gelagerten Lebensmittel. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Häcker und Schüller zeigen, wie schon 2020, Lösungen für das Sortieren von Wäsche, das bequeme Abstellen des Wäschekorbs, Besenschrank und Ablage für Bier- und Wasserkästen. Für den zusätzlichen Stauraum sollen Planerinnen und Architekten sorgen: sehr beliebt sind hierfür kleine Separees, die vom Küchenraum abgetrennt und begehbar gemacht werden; ebenso wie extra eingezogene Trockenbauwände.

Ähnliche Konzepte bei Häcker Küchen. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Cleverer Schachzug von rational und Schüller: sogar eine „Garage“ für den Saugroboter findet sich innerhalb der Sockelleiste. Dieser ist bei rational sogar ans Smart Home angebunden. Eine ideale Lösung für alle, die auf Komfort durch Technik setzen.

Küchentrends 2022, Nr. 7: Hybride Bedienkonzepte

Wer sich nicht entscheiden kann, hat schon immer die goldene Mitte gewählt – oder eben beide Optionen auf einmal. Das geht zukünftig auch bei einigen Anbietern für Induktionskochfelder, die ein hybrides Bedienkonzept aus Touchsteuerung und Drehknebel anbieten. Dunstabzugsspezialist berbel traut sich als einer der ersten Hersteller an das Konzept heran: die neue berbel „Downline infinity“ wartet nicht nur mit PowerBooster, Ankochautomatik und Topferkennung auf, sondern kann auf Wunsch zusätzlich zur Sliderfunktion auch mit Drehknebeln ausgestattet werden. So können mehrere Personen in einem Haushalt jeweils nach ihren Vorlieben kochen. Allein: die extrem cleane Optik einer knopf- und tastenlosen Kücheninsel büßt man damit ein.

Touchpad und zusätzlich optionale Bedienknebel sind nun gleichzeitig bei berbel im Einsatz (Fotos: Küchen&Design Magazin)

Auch die Schweizer von V-ZUG bieten dieses hybride Bedienkonzept für 2022 an, allerdings deutlich bestimmter. Geräte der neuen Excellence Line führen Nutzer mit einer Kombilösung durch die Programme: Der ikonische Designknebel, für den V-ZUG-Geräte bekannt sind, ist mittig in das minimalistische Touchdisplay eingefräst. Der Slider verschmilzt somit beinahe flächenbündig mit dem Display, bewahrt sich aber dennoch eine wahrnehmbare Haptik. Die Integration bekannter – und gelernter – Mechanik in moderne, grifflose Technologie verheißt zumindest beim ersten Test eine angenehme Nutzerfreundlichkeit.

Kaum wahrnehmbar und doch hochfunktional: der „CircleSlider“ ist der eingefräste Bedienknebel der neuen „Excellence Line“-Serie von V-ZUG. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 8: Luxus ist die neue Normalität

Schon weit vor der Pandemie wuchs das Premium- und Luxussegment für Küchen deutlich stärker als die Absätze normaler Einbauküchen vom Möbelhaus. Mit dem angesparten Geld, das nicht für Reisen oder Feste ausgegeben werden konnte, hat die gehobene Küche noch einmal einen gewaltigen Popularitätsschub erhalten: Luxus ist die neue Normalität. Das zeigen auch die Küchentrends 2022. Der Kühlschrank in XXL, das Kochfeld in 90 Zentimetern Breite und hochwertige, teure Keramik-Oberflächen in großzügiger Stärke sind der Renner auf dem Küchenmarkt.

Das beliebte Material Fenix, eine der besten Mattlack-Beschichtungen mit faszinierender Antifingerprint-Eigenschaft, wird von nahezu jedem Hersteller vertrieben, trotz der hohen Konkurrenz und der noch höheren Preise.

Aber auch „Kleinvieh“ macht Mist: Glaseinsätze im Besteckschubkasten, intelligente Armaturen mit berührungsloser Sensorik, mannshohe Weinklimaschränke und auf Gehrung geschnittene, exquisite Steinfronten dominieren bei vielen Herstellern das Bild. Wer „normale“ Küchen verkauft, fällt dabei deutlich ab. Naturstein- und Holz-Optiken, die – mit Fantasie-Namen bedacht – auf den heimischen Markt schwemmen, werden von Echtholzfurnieren und imprägniertem Stein abgelöst.

Starke Steinarbeitsplatten, elegante Holzfronten, sinnlich illuminierte Küchenräume: die Sehnsucht nach Luxus in der Küche wächst und wächst. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 9: Ernährungstrends

Nicht nur Luxus ist die neue Normalität – die vegetarische und vegane Ernährung ist es auch. Das findet Eingang in die Entwicklung neuer Geräte und Möbel. Viele Hersteller, darunter V-ZUG, und BORA, bieten in ihren (Dampf-)Backöfen mittlerweile die Möglichkeit, Rezepte mit dem Filter „vegan/vegetarisch“ auszuwählen oder solche mit Fleisch und Fisch zu entfernen. Auch andere Lebensmittelunverträglichkeiten oder Bestandteile, die dem eigenen Geschmack nicht entsprechen, können so aus dem täglich benutzten Gerät herausgefiltert werden. Gleichzeitig erhalten geneigte Kundinnen und Kunden Inspiration für vegetarische Rezepte sowie Tipps zur Zubereitung.

Vegan, vegetarisch, pescetarisch, glutenfrei, laktosefrei? Einige Hersteller, darunter hier BORA, haben ihre Rezeptvorschläge im Backofen entsprechend gefiltert. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Der Kühlschrank wiederum wird immer öfter zur Anlaufstelle für frisches Obst und Gemüse, anstatt – wie viele Jahre zuvor – auf die perfekt austarierte Luftfeuchtigkeit zum Erhalt von Fisch und Fleisch hinzuweisen. Miele und Liebherr präsentieren beide jeweils sogenannte „Frischeschubladen“, die ein kleiner Wassertank alle 90 Minuten (oder wahlweise bei jeder Türöffnung) mit einem feinen Sprühnebel benetzt. Obst und Gemüse bleibt so länger frisch und knackig. Miele nennt das System „PerfectFresh Active“; Liebherr „HydroBreeze“.

Küchentrends 2022, Nr. 10: Home Office

Vergangenes Jahr wurden schnell zusammengeschusterte Home Office-Lösungen aus Küchenschrankmodulen noch mit einem Augenzwinkern auf der Küchenmeile A30 vorgestellt. Heuer kann man sie tatsächlich als einen klaren Küchentrend 2022 benennen, wobei nicht wirklich überliefert ist, wie viele Küchenstudios solchen Anfragen im Alltag begegnen.

LEICHT, rational, Schüller und Rotpunkt haben gleich mehrere Ideen für den Arbeitsplatz daheim parat, wobei einige „Gestaltungsideen“ ihren amateurhaften Zustand nicht abgelegt haben. Immerhin: Klapplösungen für Wandtische und Einschubtüren (siehe Punkt 5) sorgen dafür, dass das Schreibtisch-Chaos vom Tag schnell verborgen werden kann, wenn es abends im offenen Raum gemütlich werden soll.

(Foto: Küchen&Design Magazin)

Küchentrends 2022, Nr. 11: Die Küche – mehr als Wohnraum

„Im Raum gedacht“ wird die Küche seit vielen Jahren. Nicht zuletzt deshalb, weil viele Küchen- und Wohnkonzepte eine hybride Architektur vorsehen, in der Kochen, Essen, Wohnen und der Aufenthalt in diesen Räumlichkeiten miteinander verschmelzen. Während in den vergangenen Jahren „raumübergreifende“ Planungskonzepte vor allem vorsahen, dass Küchenmöbel und Schränke auch zur Planung von Sideboards, Garderoben und begehbaren Ankleiden genutzt werden können, entwickeln nun immer mehr Hersteller eigene Gestaltungsideen für Wohnräume.

LEICHT beispielsweise nutzt das im vergangenen Jahr vorgestellte – und populär aufgenommene – Modell BOSSA mit seinem vertikal angeordneten Stabdekor auch für Wand-, Wohnraum- und Badverkleidung. Sideboards, die vormalig im Wohnraum angesiedelt waren, werden als wandhängender Zusatzstauraum in die Küche übernommen. Und die großzügigen Ankleide-Schränke für Kleidung und Accessoires finden nicht mehr im „Hinterzimmer“ der Messe statt, sondern stehen mittlerweile auch beim Händler vor Ort.

Macht auch als Wand- und Badverkleidung eine gute Figur: das lineare Gestaltungssystem BOSSA von LEICHT. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Was übrigens in diesem Zusammenhang auffällt, ist die Messe-Gestaltung nach dem IKEA-Prinzip. Die einzelne Koje ist zwar noch dann und wann anzutreffen – jedoch immer höchst wohnlich ausgestaltet mit echten Büchern, flauschigen Sofakissen und scheinbar gerade abgestelltem Tablett mit Wasserkaraffe. Immer öfter taucht der Besucher allerdings ein in eine ganze Wohnung, die vom Küchenhersteller ausgestaltet wurde und in der der Küchenraum zwar eine zentrale Rolle spielt, jedoch nicht als Hauptdarsteller wirkt. Ein gutes Beispiel hierfür erbringt der Hersteller rational.

Ein durchdachtes und abgestimmtes Wohn- und Küchenkonzept zum Wohlfühlen präsentierte rational (Fotos: Küchen&Design Magazin)

Ein Resümee zur Nachhaltigkeit: vorhanden, aber nur so halb

Was die Küchenmesse A30 vermissen ließ, war ein durchdachtes Konzept zum Thema Nachhaltigkeit. Zwar fällt das Schlagwort bei nahezu jedem Hersteller; jedoch vor allem für den berühmten „kleinen Tropf auf den heißen Stein“. Griffe aus recyceltem Ozeanplastik, angepflanzte Bäume im Besucherpark und Edelstahl statt Kunststoff im Innenraum eines Kühlschranks sind wertige und wichtige Schritte in die richtige Richtung. Sie reichen jedoch nicht.

Immerhin: „Langlebigkeit ist die wahre Nachhaltigkeit“, diesen Satz prägte Miele bereits im vergangenen Jahr – und er stimmt. Zumindest die Küchenindustrie, deren hochwertige Erzeugnisse auf mindestens 20 Jahre Lebensdauer für Möbel und rund 15 Jahre für Geräte geschätzt werden, hält daran fest. Auf langlebige Qualität zu setzen, anstatt sich mit festen Zahlen von CO2-Ausstoß bis Wasserverbrauch einengen zu lassen, funktioniert in dieser Branche eben etwas besser. Allein: dem Klima ist das egal. Die Produktionen müssten deutlich umweltfreundlicher werden, um etwas zu bewirken.

Klimafreundlich statt klimaneutral: Ehrlich währt am längsten

Erste Hersteller geben bereits zu, dass die Nachhaltigkeit auf dem Papier gar nicht so leicht zu erreichen ist, wie es scheint. „Klimaneutral“ bedeutet nämlich noch lange nicht klimapositiv. Und um zu berechnen, wie viel Kilogramm CO2 ein Produkt verbraucht, muss die gesamte Wertschöpfungskette durchgerechnet werden – vom Bezug der Materialien über einen Lieferanten bis hin zur Nutzung durch den Endverbraucher.

Hersteller Rotpunkt, der mit seiner „BioBoard Gen 2“-Linie bereits Küchenmöbel anbietet, die zu 90% aus recycelten und wiederaufbereiteten Materialien gefertigt werden – und der damit als Pionier für Nachhaltigkeit in der Küchenindustrie angesehen werden kann – sagt, man nutze das Wort „Klimaneutralität“ ab sofort nicht mehr in seiner Öffentlichkeitsarbeit, „weil es nicht stimme und schwer zu erreichen sei“. Man bemühe sich stattdessen, „klimafreundlich“ zu sein und nebenbei die eigene Effizienz für Solarenergie und verminderte Treibhausgase auszubauen. Das ist gut, weil schlichtweg ehrlich.

Andere hingegen versuchen es halbherzig mit mehr Nachhaltigkeit: Schüller beruft sich darauf, als Industrieunternehmen zu groß zu sein, um seine Produktion gänzlich klimafreundlich zu gestalten. Häcker betont, mit Ravenna Lacklaminat ultramatt ab sofort eine Oberfläche mit über 50% recycelten Inhaltsstoffen anzubieten und für einige andere Produkte bereits das Abzeichen „klimaneutral“ erhalten zu haben. Die mehreren hundert anderen Oberflächen bleiben unerwähnt. Und Ökostrom? Nur anteilig zu 50%.

Man sollte dies nicht falsch verstehen: All diese Bemühungen sind ehrenwert und „besser als nichts“. Dennoch passiert bislang schlicht zu wenig. Durch die enorme Größe und Vielfalt an Modellen und Dekoren der größten Küchenhersteller wird das Konstrukt „Nachhaltigkeit“ sehr undurchsichtig und verwaschen. Wer auf echte Umweltfreundlichkeit, Materialität und wenig CO2-Ausstoß setzt, muss bei der ortseigenen Tischlerei bzw. Schreinerei kaufen. Alles andere ist Augenwischerei.

Fazit zu den Küchentrends 2022: hoffentlich nicht verspekuliert

Die Küchenbranche verharrt mit ihren Neuheiten in 2020/21. Bei einigen Herstellern ist es Usus, nur alle zwei Jahre auf einen großen Sortimentswechsel oder Erneuerung zu setzen. Das ist vollkommen in Ordnung, stellt allein die jährlich stattfindende Herbstmesse M.O.W. und Küchenmeile entlang der A30 in Frage. Dieses Jahr ist das Abwägen umso drängender, spekulieren doch viele Produzenten auf die Küchenmesse EuroCucina in Mailand und möchten sich dort neu sortiert und innovativ präsentieren.

Es bleibt zu hoffen, dass dies kein Verspekulieren beinhaltet – schließlich haben viele Endkundinnen und Endkunden bereits 2020 und 2021 die Chance genutzt, anstelle einer großen Urlaubsreise die eigenen vier Wände „aufzumöbeln“ und eine neue Küche zu planen.

Wer sich als Küchenkäufer dennoch mit den Küchentrends 2022 befassen möchte, ist in jedem Fall mit dem Typus dunkle Küche, Echtholz, grünen und blauen Akzenten sowie einer charakteristischen Lichtplanung gut beraten.

KÜCHEN+IDEEN RE-ELL GMBH

Max & Co. Küchenhandelsgesellschaft mbH

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