Keramikarbeitsplatten: Vorteile, Nachteile, Vergleich mit Granit und Dekton

Die goldene Wahl zwischen Naturstein Granit und Verbundwerkstoff Dekton? Keramikarbeitsplatten fühlen sich natürlich an, besitzen als Kunststein aber alle wichtigen widerstandsfähigen Eigenschaften, die es im rauen Küchenalltag benötigt. Wir werfen einen Blick auf Vor- und Nachteile sowie Hersteller von Keramikarbeitsplatten. Denen hat es eine Optik besonders angetan.

Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht…“ – und, möchte man da gerne anfügen, Keramik übrigens auch nicht. Der alte Schlager aus dem Jahr 1965 spricht natürlich sinnbildlich über das starke Band der Liebe, hat aber in der Auswahl seiner angeführten Materialien gar nicht mal so Unrecht. Obwohl sich Marmor und Keramik bisweilen je nach Ausführung sehr ähnlich sein können, ist Marmor ein Naturstein und Keramik künstlich zusammengefügt – dafür ist letzterer hingegen auch ein resoluter Begleiter im Küchenraum, wohingegen Marmor eher ungeeignet ist.

Warum Keramik für Küchenarbeitsplatten so gut geeignet ist, was es im Umgang mit Keramik in der Küche zu beachten gilt und welche Unterschiede es zwischen Keramik und Granit sowie Keramik und dem beliebten Werkstoff Dekton gibt, haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.

Sieht Marmor zum Verwechseln ähnlich? Stimmt – ist aber robuste Keramik mit enorm widerstandsfähigen Eigenschaften. (Foto: SapienStone)

Was genau ist Keramik – und was steckt drin?

Keramik gilt als die Königsklasse unter den Arbeitsplatten in der Küche. Das Material wird oft mit einem natürlichen Stein verwechselt, weil es sich so natürlich und echt anfühlt wie Naturstein. Tatsächlich setzt sich Keramik zwar auch aus organischen Bestandteilen zusammen, darunter Feldspat, Ton, Porzellanerde und Quarzpartikel. Der Vorgang des Kleinmahlens, Zusammenfügens und Brennens unter hohen Temperaturen geschieht jedoch von Menschenhand und ist damit ein künstlich erzeugter Prozess. Keramik ist also ein Kunststein.

Keramik vereint die besten Eigenschaften verschiedener Materialien in sich: es ist so robust wie Naturstein, aber auch so filigran und elegant wie Glas. Bis auf moderne Verbundwerkstoffe wie Dekton, die sich ihrerseits aus Keramikpartikeln zusammensetzen, gibt es keinen Werkstoff auf dem Küchenmarkt, der derart widerstandsfähig auf den anspruchsvollen Küchenalltag (Hitze, Dampf, Feuchtigkeit, spitze Gegenstände) reagiert – und dabei so elegant und individuell gemasert aussieht wie Keramik.

So filigran wie Glas, so robust wie Naturstein: Keramik setzt den Anforderungen des Küchenalltags eine robuste Oberfläche entgegen – und viel Eleganz. (Foto: selektionD)

Keramikarbeitsplatten in der Küche: welche Eigenschaften hat Keramik?

Eine Arbeitsplatte aus Keramik entledigt so gut wie aller Sorgen beim Hantieren in der Küche. Keramik ist im Gegensatz zu anderen Materialien nicht nur hitzebeständig (bis 250°C), sondern feuerfest (bis 800°C). Warme Töpfe können also bedenkenlos auf der Arbeitsplatte abgestellt und natürlich auch hin- und hergeschoben werden: Keramik ist abriebfest und kratzfest. Die glatte Oberfläche ist dank des Brennvorgangs porenfrei und damit feuchtigkeits- sowie schmutzabweisend und leicht zu pflegen. Auch Gerüche oder Flecken dringen nicht in die Oberfläche der Arbeitsplatte ein und können mit Zitronensäure und lauwarmem Wasser unkompliziert entfernt werden.

Aufgrund ihrer hygienischen, lebensmittelechten Eigenschaften können auf einer Keramikarbeitsplatte sogar Lebensmittel geschnitten werden – schnittfest ist das Material natürlich obendrein. Wer dennoch ein Schneidebrett unterlegt, riskiert zumindest nicht, dass die Messer abstumpfen oder doch mal etwas von der Oberfläche abplatzt. Keramik ist stoß- und schlagfest, aber schwere Töpfe sollten Sie dennoch nicht aus großer Höhe auf die Arbeitsplatte fallen lassen.

Im Küchenalltag hervorzuheben ist außerdem die Eigenschaft von Keramik, unempfindlich gegenüber Säure zu sein. Das ist sowohl im Umgang mit Alltagssäure (Zitrone, Essig uvm.), als auch bei der Reinigung mit entsprechenden Haushaltsputzmitteln wichtig.

Richtig: Sie dürfen tatsächlich auch mit scharfen Küchenmessern direkt auf einer Keramikarbeitsplatte schneiden. Auf Dauer werden aber die Messer stumpf. (Foto: SapienStone)

Keramikarbeitsplatten vs. Granitarbeitsplatten: Keramik etwas robuster und säurefest

Der Granit ist einer der beliebtesten Natursteine, die zur Herstellung von Arbeitsplatten und Oberflächen in der Küche herangezogen werden. Er ist elegant und tritt mit beeindruckender natürlicher Maserung auf. Jedoch ist er aufgrund seines ökologischen Vorkommens begrenzt in Vielfalt und Muster. Keramikarbeitsplatten haben in den vergangenen Jahren aufgrund ihrer künstlichen Herstellungsmöglichkeiten und moderner Technik viele außergewöhnliche Veredelungen erfahren. Mittlerweile kann damit täuschend echt Marmor, Granit oder Holz imitiert werden, um die warme Ausstrahlung der Natur mit der Widerstandsfähigkeit von Keramik zu kombinieren.

Die Wahl zwischen Keramikarbeitsplatten vs. Granitarbeitsplatten ist eine absolute Liebhaberfrage, da beide Oberflächen sehr widerstandsfähig sind und Hochwertigkeit ausstrahlen. Wo der Granit schon vielen Belastungen im Küchenalltag standhält, punktet die Keramikarbeitsplatte aber nochmal ein bisschen mehr: im Gegensatz zu Granit ist sie säurefest und fleckresistent sowie – durch den hohen Brennvorgang – allgemein etwas robuster. Dafür muss man für Keramik noch tiefer in die Tasche greifen: während hochwertiger Granit bereits mit 200 bis 600 Euro (in seltenen Fällen: 1.000 €) pro laufendem Arbeitsplattenmeter zu Buche schlägt, kostet eine Keramikarbeitsplatte im Quadratmeter ab 800 € aufwärts.

Keramikarbeitsplatten vs. Dektonarbeitsplatten: eine Frage des Preises

Dekton wird gern als das widerstandsfähigste Arbeitsplattenmaterial auf dem Küchenmarkt angepriesen. Tatsächlich ist Dekton ein aus verschiedenen Materialien zusammengesetzter Werkstoff, zu dem auch Keramik zählt. Neben keramischen Bestandteilen finden sich noch Glas- und Quarzanteile wieder, die unter hohem Druck und hohen Temperaturen gesintert werden und somit miteinander verschmelzen. Was in der Natur in hunderten von Jahren geschieht, wird in einem technisch anspruchsvollen Verfahren in wenigen Stunden „nachgeahmt“.

Aufgrund seiner ultraverdichteten und kompakten Oberfläche dringen keinerlei Flüssigkeiten oder Flecken in den Verbundwerkstoff ein. Dekton ist absolut schlag-, stoß-, kratzfest, hitze- und kältebeständig und natürlich ebenso unempfindlich gegenüber Säure oder Feuchtigkeit – genau so wie Keramik auch. Außerdem sind beide Materialien – sowohl Dekton als auch Keramik – in unterschiedlichen Stärken erhältlich, die bisweilen hauchdünn (8 mm, 12 mm) und dennoch enorm strapazierfähig sind. Wo also liegt der Unterschied zwischen einer Arbeitsplatte aus Dekton und einer Arbeitsplatte aus Keramik?

Dekton zählt zu den derzeit beliebtesten und widerstandsfähigsten Arbeitsplatten auf dem Markt. Doch wie schlägt sich das Material im Vergleich zu Keramik? (Foto: Dekton/Cosentino)

Die Oberfläche aus Dekton ist leicht angeraut. Das gibt Gegenständen maximale Stabilität und Standfestigkeit, sorgt aber dafür, dass das Material wie „Schmirgelpapier“ bei härteren Objekten wirkt – beispielsweise Topfböden aus Edelstahl. Da Dekton eine höhere Abriebfestigkeit als andere Materialien (z.B. Granit) besitzt, leidet hier eher der Topf als die Arbeitsplatte unter dem unfreiwilligen Abrieb. Bei Keramik hingegen tritt dieses Oberflächenphänomen nicht auf.

Zudem muss Dekton wirklich exakt geplant und zugeschnitten werden für die Einbindung von Spülbecken und Kochfeldern, da ein Nacharbeiten aufgrund der spröden Eigenschaft des Materials zu Rissen führen kann. Keramikarbeitsplatten können wiederum behutsam mit gängigem Schneidwerkzeug nachbearbeitet werden. In Sachen Schlagfestigkeit wird bei beiden Varianten zu flächenbündigen- statt Unterbauspülen geraten, um mit Töpfen nicht gegen eine Bruchkante zu stoßen, die zum Absplittern führen könnte.

Beide Materialien gibt es mittlerweile übrigens in durchgängigen Dekoren, sodass eine Oberfläche von der Arbeitsplatte bis zur Front in einheitlicher Patina gestaltet werden kann.

Schlussendlich bleibt zu sagen: der Unterschied zwischen Keramik und Dekton ist größtenteils im Preis begründet. Dekton ist noch einmal eine Spur teurer als Keramik und bietet, anders als Keramik, neben hochglanzpoliertem oder mattem Kunststein auch die Möglichkeit einer matten Schichtstoffoptik mit Antifingerprint.

Die Entscheidung zwischen Dekton und Keramik ist eine Liebhaberfrage. Dekton ist schwieriger im individuellen Zuschnitt, dafür nochmal unverwüstlicher. (Foto: Collage Küchen&Design Magazin/ Cosentino/ SapienStone)

Die Nachteile von Keramik: begrenzte Länge, stolzer Preis

Keramikarbeitsplatten haben einen stolzen Preis. Dieser rechtfertigt sich zwar mit der schieren „Unkaputtbarkeit“ des Materials und dem aufwändigen Fertigungsprozess, jedoch sollte die Summe von etwa 800 bis 1.000 € pro Quadratmeter (und aufwärts) unbedingt in die Berechnung einer Küche eingepreist werden.

Ein weiterer Punkt ist die begrenzte Größe des Materials: um Brüche zu vermeiden, werden Keramikarbeitsplatten maximal bis drei Metern Länge und etwa 1,50 Meter Breite angefertigt. Wer auf eine längere Küchenarbeitsplatte setzt, beispielsweise für eine langgezogene Kücheninsel, muss mehrere Platten nutzen, die optisch unschöne Bruchkanten verursachen können. Daher ist Keramik nur das Mittel der Wahl für Arbeitsplatten von maximal drei Metern Länge.

Natürlich gilt: nichts ist unmöglich. Im folgenden Absatz stellen wir Ihnen verschiedene Anbieter und Marken von Keramikarbeitsplatten vor, bei denen Keramik u.a. bedruckt wird und damit aussieht wie Holz oder Naturstein. Je aufwändiger der Prägeprozess (3D-Drucktechnik, Sintern, spezielle Maserung) ist, desto teurer wird die Arbeitsplatte zusätzlich.

Anbieter und Modelle von Keramikarbeitsplatten: Neolith und Sapienstone

In Zusammenhang mit Arbeitsplatten für die Küche fallen immer wieder Marken wie SapienStone, Neolith, Corian, Dekton oder Silestone. Sowohl Corian als auch Silestone lassen sich als eigenständige Verbundwerkstoffe aus dem Vergleich mit Keramik schnell ausschließen.

Silestone ist ein Quarzkomposit, das zu 93% aus Quarz (härter als Granit) besteht und zusätzlich mit Glas- oder Spiegelstückchen angereichert wird. Das erzeugte Material ist zwar extrem widerstandsfähig, jedoch im Gegensatz zu Keramik nicht feuerfest und auch nur bedingt säurebeständig. Corian wiederum ist so beliebt in der Küche, weil sich der Werkstoff fugenlos verarbeiten lässt (so geht beispielsweise die Arbeitsplatte nahtlos ins Spülbecken über) und zudem thermisch verformbar ist; Mikrokratzer lassen sich also wortwörtlich „ausbügeln“ aus der Oberfläche. Damit ist allerdings auch die unbesiegbare keramische Eigenschaft der Hitzebeständigkeit dahin.

Corian ist ein absolut cleanes, hygienisches Material. Doch seine thermische Verformbarkeit steht hinter den Eigenschaften von Keramikarbeitsplatten zurück. (Foto: Corian/ DuPont)

Dekton haben wir im oberen Absatz bereits mit Keramik verglichen. Nun zu SapienStone und Neolith: beide Werkstoffe legen ihren Arbeitsplatten Keramik als Ausgangsbasis zugrunde, auch wenn besonders Neolith vom spanischen Hersteller TheSize betont, dass es große Unterschiede zur traditionellen Keramik gebe.

Neolith als Keramikarbeitsplatten-Material

So werde Neolith beispielsweise unter höherem Druck gepresst (bis zu 400 bar) und anschließend zwei Stunden lang gesintert (unter sehr hoher Hitze geformt) – bei traditioneller Keramik sind es etwa 40 Minuten. Das soll die Arbeitsplatten von Neolith noch ultrakompakter und resistenter machen. Immerhin einen wichtigen Schritt hat Neolith geschafft, um sich zudem von anderen Keramikarbeitsplattenherstellern abzusetzen: die Marke arbeitet derzeit daran, Neolith nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen.

Das Neolith-Herstellungsverfahren basiert auf Keramikarbeitsplatten, die speziell gesintert werden. (Foto: Neolith/ TheSize)

Das wird zum einen über ein neuartiges Herstellungsverfahren erzeugt, das Neolith-Keramikarbeitsplatten aus bis zu 52% recycelten Rohstoffen zusammensetzt. Zudem ist jede Platte in sich selbst zu 100% recycelbar. Außerdem wird durch das starke Zusammenpressen der Neolith-Keramikarbeitsplatten das Gewicht auf 7 kg/m² bei einer 3 mm starken Platte heruntergeschraubt. Allerdings ist dieses Werbeversprechen nur halb wahr: bei einer herkömmlichen 12 mm-Platte liegt das Gewicht schon bei 30 kg/m² – so wie bei Granit auch.

Neolith hat Kund:innen mit seiner Serie „Timber Collection“ mit „La Bohème“ eine Platte in täuschend echter Holzoptik geschenkt.

„La Bohème“ heißt die avantgardistisch anmutende Arbeitsplatte aus Keramik, die Holz verblüffend ähnlich sieht. (Foto: Neolith/ TheSize)

SapienStone als Keramikarbeitsplatten-Material

Noch spektakulärer überzeugt nur SapienStone mit der Kollektion „Rovere“: Keramik wurde so bearbeitet, dass es wie helles bzw. nachgedunkeltes Eichenholz wirkt. Eine sensationelle Aufwertung für die Küche, weil Kund:innen von einer warmem Optik und den technisch perfekten Eigenschaften einer Keramikarbeitsplatte profitieren.

Absolut betörend und perfekt umgesetzt: was Sie hier sehen, ist kein Holz – sondern eine perfekte Imitation dank Keramik in der Kollektion „Rovere“. (Foto: SapienStone)

SapienStone gehört zur großen Iris Ceramica Group, die seit exakt 60 Jahren Keramikarbeitsplatten im Herzen der Reggio Emilia in Norditalien fertigt. Die bezaubernden Kollektionen reichen von dunkel gezeichneten Marmor-Imitaten über fließende, gewölkte, getupfte oder einfarbige, satte Keramiktöne bis hin zum Imitat von Holz und Beton.

Beeindruckend ist das Druckverfahren, das SapienStone entwickelt hat: 1,5 mm tief werden die Keramikarbeitsplatten in einem technisch anspruchsvollen Verfahren bedruckt, um das vorgegebene Muster auch bei eventuell auftretenden Rissen durch die Oberfläche schimmern zu lassen. Der Anspruch an die eigene Keramik ist hoch und viel mehr als ein Verkaufsargument – es ist ein nationales Exportgut.

Auf riesigen Förderbändern werden die Keramikarbeitsplatten von SapienStone behutsam geformt, gepresst, bedruckt und gestrahlt – bis sie fertig zum Abtransport sind. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Händler von Keramikarbeitsplatten: wo kann ich Keramikarbeitsplatten für die Küche kaufen?

Viele Händler:innen im renommierten Dross&Schaffer-Netzwerk arbeiten mit verschiedenen Lieferanten zusammen, um ihren Kundinnen und Kunden den Kauf von Keramikarbeitsplatten zu ermöglichen. Geliefert werden die Spezialanfertigungen von Arbeitsplattenherstellern wie Lechner oder der Steinmanufaktur MCR aus Römhild in Südthüringen.

Der Weg über den Händler bietet den Vorteil, dass Sie hier mehrere Anbieter von Keramikarbeitsplatten miteinander vergleichen können. So liefert beispielsweise MCR sowohl SapienStone als auch Neolith, ebenso wie Dekton, Lapitec oder Inalco. Sie brauchen sich nicht vorher für eine Marke entscheiden, sondern allein für Zweck und Aussehen der Platte. Diese bestellt Ihr(e) lokale Händler(in) wiederum bei MCR oder einem Zulieferer der Wahl.

Der Vorteil einer manuellen Fertigung liegt zudem im richtigen Zuschnitt begründet, an dem individuelle Anpassungen (Kochfeld, Steckdose, Spülbecken) vorgenommen werden können.

Die Steinmanufaktur MCR arbeitet mit vielen Händler:innen der Dross&Schaffer Gruppe zusammen. An jedes Studio können unterschiedliche Keramik-Marken geliefert werden. (Foto: MCR)

Lassen Sie sich bei uns im Küchenstudio zu Keramikarbeitsplatten beraten. Wir sichern Ihnen eine hochwertige Lieferung und Montage zu!

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Irmgard Silberbaur

Inhaberin